Achtung Raupenhärchen in der Luft: Krankheitsgefahr auch für Haustiere
Der Eichenprozessionsspinner ist wieder unterwegs / Pferde, Hunde, Katzen betroffen

Eine kleine Raupe mit dem kuriosen Namen Eichenprozessionsspinner vermehrt sich als Schädling seit einigen Jahren verstärkt in deutschen Wäldern und Fluren. Für die befallenen Bäume meist weniger ein Problem, oft aber für Menschen und – wenn auch in selteneren Fällen  –  für Tiere. Denn kleinste Härchen dieser ab Mai in Massen auftretenden Raupen stellen eine häufig verkannte Gesundheitsgefährdung dar. Die Larven des Eichenprozessionsspinners tragen kleine Gifthaare, die auf der Haut und an den Schleimhäuten vornehmlich allergische Reaktionen hervorrufen können.

Der Eichenprozessionsspinner trat in den vergangenen Jahren besonders stark in den südlichen Bundesländern, aber auch in Nordrhein-Westfalen am Niederrhein, in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern auf. Der Eichenprozessionsspinner ist ein eher unscheinbarer, ungefähr 25 mm großer Nachtfalter, der von Ende Juli bis Anfang September fliegt. Anfang Mai schlüpfen die samtartig behaarten schwarz-gelben Raupen, um dann in großen Verbänden die austreibenden Eichenblätter zu fressen und in Prozessionen zur Nahrungssuche von Baum zu Baum zu wandern, was den Tieren den seltsamen Namen einbrachte. Sie durchlaufen bis zur Verpuppung fünf bis sechs Entwicklungsstadien, wobei sie jedes Mal ihre alte Haut abwerfen. Die Verpuppung erfolgt Ende Juni/Anfang Juli.

Die leicht abbrechenden winzigen, etwa 0,1 bis 0,25 mm langen Haare der Raupen werden vom Wind vor allem bei trocken-warmem Wetter oft über weite Strecken verweht und setzen sich auf der Haut von Tier und Mensch fest. Die mit Widerhaken versehenen Härchen bohren sich bevorzugt an dünnen, feuchten Hautstellen ein. Das Gefährliche daran ist, dass diese Haare ein lösliches Protein (Thaumetopein) enthalten, das eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems verursachen kann. Beim Menschen ist die am häufigsten auftretende Reaktion auf Raupenhaare eine Hautentzündung, die sogenannte Raupendermatitis. Sie ist geprägt durch starken Juckreiz, Hautrötung, Quaddeln und Bläschen. Manchmal bilden sich auch insektenstichartige Knötchen. Ferner kann sich eine Bindehautentzündung und durch Einatmen eine Nasen-, Rachen- und Bronchienentzündung entwickeln. Vereinzelt wurden Reaktionen wie Luftnot, Schwindelge-fühle oder Fieber beschrieben.

Tiere zeigen die gleichen Symptome wie Menschen

Auch andere Säugetiere – vor allem Haustiere – reagieren empfindlich auf die Haare des Eichenprozessionsspinners, die übrigens über mehrere Jahre wirken können, weil sie sich in der Nähe der Bäume und im Bodenstreu lange Zeit lagern. Fachleute gehen davon aus, dass bei Haustieren grundsätzlich ähnliche Symptome beim Kontakt mit Gifthaaren auftreten wie beim Menschen, auch wenn es bei ihnen recht selten zu Erkrankungen kommt. Außerdem ist es möglich, dass Tiere als Überträger fungieren, wenn die Gifthaare auf dem Fell haften bleiben. Besonders allergiegefährdet durch die Eichenprozessionsspinner-Härchen sind Tiere, die in der Nähe von befallenen Bäumen weiden, wie Pferde oder Rinder, sowie Hunde, mit denen dort spazieren gegangen wird. Auch freilaufende Katzen können betroffen sein.

Schwellungen, Erbrechen, Atemnot

Im Kreis Kleve zum Beispiel behandelten im Jahr 2004 Tierärzte insbesondere Pferde, aber auch Rinder wegen entsprechender Reaktionen auf den Kontakt mit Gifthaaren der Raupen. Bei Pferden und Rindern kam es zu plötzlichen Schwellungen an den Nüstern, die sich innerhalb kürzester Zeit auf den gesamten Kopf ausdehnten. Bei Pferden wurde in Einzelfällen auch von Atembeschwerden bis hin zu hochgradiger Atemnot berichtet, heißt es in einem Infoblatt des Kreises Kleve. Ein im Wald stöbernder Jagdhund zeigte Erbrechen und ebenfalls Schwellungen im Kopfbereich als Reaktion auf die Gifthaare der Raupen. In allen beschriebenen tierärztlichen Erfahrungsberichten konnte ein Zusammenhang zu mit Raupen befallenen Baumgruppen hergestellt werden. In einem Fall erkrankten zwei Pferde in einem Stall erst im Spätherbst, als ein zugekaufter neuer Ballen Heu geöffnet und verfüttert wurde. Im Heu wurde Eichenlaub gefunden.

Vorsichtsmaßnahmen

Der Prozessionsspinner bevorzugt zur Eiablage freistehende, besonnte Eichen, das heißt Bäume an Waldrändern, in Parks, Ortsbegrünungen, Gärten, an Sportplätzen, Schwimmbädern etc., also gerade dort, wo sich Menschen – auch mit ihren Haustieren – oft aufhalten. Auch Tierhaltern ist jetzt daher zu empfehlen, Bereiche, in denen Bäume befallen sind, mit ihren Haustieren grundsätzlich zu meiden. Dies gilt sowohl für Spaziergänger mit ihren Hunden als auch für Reiter und Pferd beim gemeinsamen Ausritt.
Die hauptsächliche Gefährdung durch die Raupenhaare dauert von Mitte Mai bis in den späten Herbst an. Aber selbst später im Jahr besteht noch Gefahr, wenn zum Beispiel mit Gespinstnestern behaftete Eichen gefällt und aufgearbeitet werden.

Bei Verdacht auf eine durch Haare der Eichenprozessionsspinnerraupe verursachte Erkrankung des Haustieres sollte umgehend der Tierarzt konsultiert werden. Um die Diagnose zu verifizieren, sollte ihm neben den Symptomen auch geschildert werden, wo sich das Tier in letzter Zeit aufhielt. Erkrankte Tiere können mit entsprechender tierärztlicher Therapie geheilt werden.

Quellen:
Eichenprozessionsspinner ist unterwegs, Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.wald.de/Eichenprozessionsspinner – Eine Information des Kreises Kleve, Infobroschüre (Internet: EPS Infoblatt Kreis Kleve.pub) (März 2005)

Eichenprozessionsspinner, Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.lgl.bayern.de/

Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt  Baden-Württemberg, Abteilung Waldschutz, Eichenprozessionsspinner, 2. Auflage April 2005 (Informationsbroschüre), Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.fva-bw.de/publikationen/