TCM - Phytotherapie
Die chinesische Arzneimittelleere kennt für die Behandlung viele Kräuter, und teilt sie in Gruppen ein. Dazu gehören Kräuter zur Wärmung bzw. Kühlung des Inneren, zur Ausleitung von Wind und Feuchtigkeit sowie harmonisierende Mittel und Kräuter zur Stützung und Regenerierung des Qi.

Nach der Legende kostete Shennong, einer der drei mythischen Kaiser von China – er soll 5000 Jahre alt geworden sein - hunderte von Pflanzen und konnte an ihrem Geschmack die Natur ihres Qi und ihre medizinischen Eigenschaften erkennen.

Diese einfache alte Geschichte beschreibt letztlich die Tradition der chinesischen Heilkräutertherapie, die sich aus der besonderen Verbundenheit der Menschen mit der Natur entwickelte und über Jahrtausende von „Trial and Error“ entstanden ist. Verwendet werden Pflanzen, deren sämtliche Bestandteile wie Blätter, Wurzeln, Blüten, Rinde etc. zum Einsatz kommen können. Weiterhin gehören mineralische sowie tierische Bestandteile zur chinesischen Materia Medica (Arzneibuch der Heildrogen). Es sind insbesondere die Drogen tierischer Herkunft, die im Westen Befremden bis hin zur Abscheu hervorrufen. Dies ist angesichts getrockneter Hundertfüßler, Skorpione, Schlangen oder Seehundpenisse auch gut nachvollziehbar. Dazu kommen Überlegungen zum Artenschutz. Man denke hier nur an das gut bekannte Beispiel des Nashorns als Potenz steigerndes Mittel. Glücklicherweise ist der Fundus an pflanzlichen Mitteln derart reich, dass auf den Gebrauch tierischer Bestandteile – wie in der japanischen Kampo Medizin - verzichtet werden kann.

In der chinesische Materia Medica von 1977 sind über 5000 Substanzen beschrieben. In der klinischen Praxis beschränkt sich der Großteil der Rezepturen auf wenige Hundert.

Heilkräuter werden nach drei grundsätzlichen Eigenschaften charakterisiert:

Thermische Eigenschaften: heiß, warm, neutral, kühl, kalt.

Geschmack: süß, scharf, salzig, sauer bitter.

Wirkort: Bezug zum Funktionskreis

Heilkräuter werden praktisch immer als Kombination verordnet. Das Zusammenspiel der Einzeldrogen in einer Rezeptur ergibt das Behandlungswerkzeug. Für den Patienten werden nach der Diagnosestellung klassische Rezepturen ausgewählt und individuell angepasst. Die TCM setzt die Kräuter gezielt zur Wirkung auf die Meridiane ein, wenn es gilt, das Qi zu regulieren. Dabei werden individuell für jeden Disharmonieszustand Kräuter zusammengestellt.

 


Die chinesische Kräutertherapie ist eine wichtige und unbedingte Ergänzung zur Akupunktur, gerade wenn es um Behandlung von chronischen Pathologien geht.

Tatsächlich nimmt sie in der chinesischen Medizin eine zentrale Stelle ein. Während der letzten zwei Jahrtausende wurden der Kräutertherapie wesentlich mehr Bücher gewidmet, als der Akupunktur. Obwohl die chinesischen Ärzte dazu tendieren, beide Methoden parallel anzuwenden, gibt es in China mehr Ärzte, die nur Heilkräuter anwenden, als solche, die nur akupunktieren.

Heute gibt es viele Kräuter auch als Granulat oder in Tabletten-, Kapsel- und Tropfenform, welches nicht zuletzt die Gabe vereinfacht und die Akzeptanz beim Tier erreicht. Es handelt sich hierbei meist um Dekokte, die nach Trocknung eine Konzentration von 6:1 erreichen.

 

Aufbau einer Rezeptur:

Die 4 prinzipiellen Komponenten einer Rezeptur lauten wie folgt:

    1. Kaiser (Hauptkomponente)

Der Kaiser ist das Mittel der Wahl innerhalb einer gewählten Behandlungsstrategie, um pathogene Faktoren und pathologische Zustände zu bekämpfen bzw. zu Ungleichgewichte auszugleichen. Der Kaiser ist der mengenmäßig größte Anteil einer Rezeptur, der auch die Hauptrichtung bestimmt. Um eine Synergie zu bilden, ist es wichtig bzw. notwendig alle weiteren Komponenten an dem Kaiser auszurichten.

    1. Minister (Ergänzungskomponente)

Wie im richtigen Leben hat der Minister die Aufgabe, dem Kaiser beizustehen und ihn zu beraten. Der Minister wirkt daher in der gleichen Richtung wie der Kaiser und verstärkt bzw. unterstützt seine Wirkung. Er hat in der Regel den gleichen Organbezug und das gleiche Temperaturverhalten, wie der Kaiser.

    1. Helfer (Hilfskomponente)

Der Helfer hält mehr oder weniger dem Kaiser und Minister den Rücken frei und deckt somit Befunde/Symptome ab, die vom Kaiser und Minister nicht abgedeckt werden. Der Helfer kompensiert auch die unerwünschten Wirkungen des Kaiser und Minister.

    1. Bote (Meldekomponente)

Der Bote überbringt die Befehle des Kaisers und Ministers. Er harmonisiert und verstärkt den Organ- und Meridianbezug der Rezeptur. Der Bote erfüllt jedoch eine Mehrfachfunktion. Er kann zwischen den ersten 3 Komponenten vermitteln und eventuelle gegenläufige Wirkungen zu einem harmonischen Ganzen zusammenführen. Weiter kann er Wirkungen der Rezeptur in bestimmt Körperteile leiten und so die Wirkung gezielt dorthin bringen, wo sie gebraucht wird. Es gilt die Vorstellung, dass der Bote eine Sensibilisierung bestimmter Körperregionen bewirkt und die heilende Energie der Rezeptur ein die gewünschten Organe hinein leitet.

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