Wir lieben unsere heiße Badewanne, das Solarium, die Sauna und den warmen Ofen. Warum es nichts bringt, dies auf unsere Tiere zu übertragen erfahren sie hier…

 

 

In vielen Reitanlagen sieht man heute Pferdesolarien, die auch fleißig genutzt werden. Aber nicht jedes Pferd findet das Solarium als angenehm -viele werde unruhig und wollen aus dem Strahlungsbereich raus.

Oft ist der Pferderücken durch Reiten, Reitergewicht und/oder einen schlechte passenden Sattel schon mehr als aufgeladen. Daraus resultierende akute Schmerzen werden jedoch durch die Bestrahlung noch verstärkt. Auch kann es sein, dass das Pferd einen Hitzestau oder eine Herzbelastung hat, durch die der Kreislauf eh schon am Kämpfen ist. Hier kann die Wärmestrahlung sogar lebensbedrohlich werden.

Es gibt auch Pferde, die generell keine Wärmeanwendungen mögen. Solche Tiere gibt es, wie es Menschen gibt, die im tiefsten Winter noch im T-Shirt rumlaufen.

Zu den physikalischen Therapien gehört die Thermotherapie, bei der man Wärmetherapie und die Kyrotherapie (Kältetherapie – Wärmeentzug) unterscheidet. Tiere sind generell empfindlicher gegen Hitze als wir Menschen.

Was macht also Sinn und wie verträgt das Tier die Anwendung am Besten?

Medizinisch gesehen ist pauschal zu sagen: Bei einem akuten Trauma, akuten Schmerzen oder frischer Verletzung sind keine Wärmeanwendungen angezeigt, da sich dadurch die Gefäße noch mehr vergrößern, es also vermehrt blutet oder schmerzt.

Hier ist Kyrotherapie angesagt. Durch den Wärmeentzug (etwa ein Stück Eis in ein Handtuch eingewickelt um Frostbrand zu vermeiden) verengen sich die Gefäße und es kommt einer Blutungs- bzw. Schmerzstillung. Die Reizstärke sollte jedoch der Erkrankung und dem Befinden des Pferdes angepasst werden. Ständige Beobachtungen der Mimik und Körperhaltung signalisieren dem Therapeuten, ob alles gut vertragen wird. Beschleunigt sich die Atmung, wird das Tier unruhig oder schaut es gar mit großen, ängstlichen Augen, sollte die Behandlung abgebrochen werden.

Bei der Wärmetherapie benötigen wir ebenfalls ein Trägermedium. Im Veterinärbereich findet meist die trockene Wärmebehandlung durch Wärmebestrahlung oder Wärmepackungen Anwendung. Zu den Wärmepackungen zählen Moore, Schlamme, Heilerden, zerdrückte warme Kartoffeln in einem Leintuch oder Kopfkissenbezug, gekochte Leinsamen in einem Leinsäckchen oder Kirschkernkissen.

Die Wärmepackungen werden etwa 5 bis 15 Minuten an gewünschter Stelle, wie Hals, Schulter, Lunge, Niere oder Arthrosen angewendet. Cave: Meiden Sie zu heiße Packungen: 35-38 °C reichen aus!

Indikationen der Wärmetherapie:

Das Tier ist kälteempfindlich und sucht Wärme, bei der Abtastung ist das Tier kalt. Zur Erwärmung kalter Körperpartien, besonders vor der Bewegung, ist die Wärmetherapie hilfreich. Die Wirkung ist analgetisch, muskeltonisierend und resorptionsfördernd: Das ist entspannend für verkrampfte, glatte Muskulatur, bei Durchblutungsstörungen und bei rheumatischen Erkrankungen. Wenn keine Blockade vorliegt, bei Rückenschmerzen und Rückenmuskelverhärtungen. Bei chronischen Entzündungen, um die Erkrankung zu aktivieren und zur Heilung zu bewegen.

Kontraindikationen sind:

Akut entzündliche Prozesse, Wärmeempfindlichkeit, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, bösartige Tumore oder Ödeme, wenn der gestörte venöse Rückenstrom noch mehr gefährdet wird.

Das Solariumangebot sollte man besonders bei nass-kaltem Wetter ausnutzen, um zu testen, ob das Tier die Wärme als angenehm empfindet oder nicht. Dazu muss da Tier anfangs genau beobachtet werden. Vor dem Reiten können durch die Rotlichtbestrahlung, die gleichzeitig auch eine Farbtherapie mit Wärmezufuhr ist, Muskulatur und Rücken positiv beeinflusst werden, da die Durchblutung stimuliert wird. Dies ersetzt allerdings nicht das einfühlsame Warmreiten, da die Gelenksflüssigkeit nur durch Bewegung stimuliert wird.

Nach dem Reiten ist das Solarium nur anzuraten, wenn das Pferd es mag. Denn jedes Tier hat, wie wir Menschen auch, ein individuelles Temperaturempfinden.